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22. März 2008: Die Ouvertüre der Ideale

Fragen zu Ostern von Helga

Osterzeit, schon immer die Zeit, die dem Tod folgte. Heute nach unzähligen Versuchen, der Geschichte des Lebens und des Leidens gerecht zu werden, braucht es neue Studien, eine neue Philosophie über Todesschuld und Wiedererstehung.

Ohne eine Auslegeordnung zu praktizieren, möchte ich heute nur einige Überlegungen in den Raum stellen: Kann es sein, dass Jesus für seine Ideale gestorben ist und dir genau dies zeigen wollte? Unerschütterlichkeit, Freiheit in seinem eigenen Denken und den Mut, alles dafür zu geben, weil nur das erreichbar ist und zählt? Oder ist er nur ein einfacher Tor gewesen, der sich selbst die Schlinge um den Hals gelegt hat, weil er seiner Selbstbeweihräucherung anheimfiel und den Überblick verlor?

Jesus der Bruder, der Denker seiner Zeit, der Wegbereiter, zeigt er im Tod seinen Selbstwert und seinen unverkennbaren Einsatz für seine Überzeugung und seinen Glauben?
Der Tod als Hintergrund, ja als Kulisse für ein Optimum an Bekenntnis an eine durchdringende Ideologie des Glaubens an Gott? Mit der Auflösung seines menschlichen Lebens offenbart er da seine Stärke, seine höchsten Ziele und seine Einsatzbereitschaft? Stirbt er für sein Leitbild, opferwillig in seiner Treue zu sich selbst, als Vertreter eines Massstabs, dessen Inhalt ihn geprägt und genährt hat? Stirbt er für sein unerschüttliches Vertrauen an sein göttliches Modell in sich selbst oder lebt er gerade deshalb über den Tod und die Zeit hinaus?

Welche Grösse muss ein menschliches Wesen besitzen, um dies zu vollbringen, wirst du dich wohl fragen. Keine Grösse, keine Heldenhaftigkeit, keine Besonderheit zu der nicht auch du in der Lage wärst. Jesus war schon immer erkennbar. Seine Identität unterfiel keiner Selbstverleugnung, widerstand jeder Versuchung, einfach nur nachzuahmen und nicht zu praktizieren, womit
er sich nicht identifizieren konnte.

Ist es nicht faszinierend, eine solche Geradlinigkeit, Zielgerichtetheit? Konzentriert auf eine Sache, die alle Fäden ordnet und lenkt. Kein Verzetteln, wie wir es so gut kennen. Keine ständige, als Ablenkungsmanöver in den Vordergrund gerückte persönliche alltägliche Problematik. Ein Traum nicht wahr oder doch erreichbar?

Welchen Glauben trägst du und ist er tragfähig? Hält er das Gewicht einer Herausforderung aus? Ist dein eigenes Ideal so wertvoll für dich, dass du auch Konsequenzen in Kauf nehmen würdest? Und welche? Glück beginnt in deiner Identität, in der Einheit deines ganz persönlichen Sammelsuriums an Ordnungen und Unordnungen.

Wenn Jesus ein Mensch war, und daran zweifelt wohl heute kaum noch jemand, dann bist du ihm von der Grundsubstanz ähnlich. Er lebte seiner Struktur entsprechend und machte daraus seinen Idealismus. Seine Begeisterungsfähigkeit brauchte gesundes Überzeugtsein als Grundlage, findest du nicht auch?
Jeder ist ein kleiner Jesus, wurde einmal gesagt. Was soll das heissen? Dass wir nicht glauben können, dass wir Gottes Kinder sind oder dass es überhaupt einen Gott gibt, zeigt doch, dass so imaginäres Territorium zum Glauben nur schwer geeignet ist. Wem es glückt, ist sicher ein sehr glücklicher Mensch.
Doch wir, deren Geist nur manchmal die Schwelle des Möglichen betritt, gibt es für uns auch eine Möglichkeit, der Jesus ähnlichen Erkennbarkeit? Können auch wir uns dort wiederfinden, dass wir unseren Idealen folgen und unseren höchsten Zielen Glauben schenken?
Fehlen tut uns nichts dafür, nur scheinen die permanenten Quergedanken uns in einem Netz auswegloser Abwesenheit von uns selbst gefangen zu halten.

Könnte es sein, dass Jesus uns zeigt, wozu Mensch im Ausgerichtet sein, mit Vision und Ziel, in der Lage ist und könnte es sein, dass sich durch diese au
thentische Lebensstrategie, Mut bis über den Tod h inaus entwickelt, auch in uns?

Fest steht, Jesus war weder immateriell noch metaphysisch, er war ein Mensch mit Erbgut und Geist, so wie du und ich. Ich liebe diesen einst gewesenen Menschen, egal ob seine Existenz eine Fiktion war oder ist, ich liebe ihn und bin ihm grenzenlos dankbar für seinen Einsatz und seine Lehre. Egal was er war und sein soll, mir zeigt er einen Weg der Unerschütterlichkeit, die aus Unsicherheit Glauben und Selbstbekenntnis werden lässt. Allein für die Möglichkeit, meine eigenen Ideale zu erkunden und auszuprobieren, was ich für sie und für mich geben und einsetzen würde, allein für diese Inspiration bin ich dankerfüllt.

In der heutigen Zeit scheinen Werte und Ideale sehr begrenzt zu sein. Sind wir deshalb nicht glücklich und erleben wir deshalb keinen inneren Frieden? Die Welt ist voller Kriege im Namen der Ideale. Einen anderen zu vernichten kann nicht das Sinnbild eines tiefverwurzelten Ideals sein. Es fehlt die eigene Identität, sichtbar ist nur die Anpassung und das Mitlaufen.

Aber was rede ich, aus Jesus wurde auch ein Märtyrer und ein Held, wenn dies auch vor anderer Kulisse stattfindet. Für Ideale zu rechtfertigen braucht man keinen Glauben, sie mit seinen tiefsten Werten zu beleben braucht Mut, den Glauben schenken kann. Die einzig offene Frage ist hierbei jedoch, wer gibt die Ideale vor und wer weiss um seine Identität? Und es gab schon immer diejenigen, die arbeiteten und diejenigen welche dabei zuschauten.

Schliessen wir österliches Fragen und Philosophieren ab, und suchen wir stattdessen die in diesem Text versteckten Ostereier.

Sei was du bist!

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